Egal ob bewusst oder unbewusst, wenn wir als Kind von unseren Eltern und Bezugspersonen zu wenig Zuneigung erfahren haben, kann ein Defizit entstanden sein, mit dem wir uns möglicherweise unser Leben lang herumschlagen. Gefühle zu erwidern, ist eine Kunst, die wir in jungen Jahren lernen. Eine spätere Kompensation im Erwachsenenalter gestaltet sich eher schwierig und ist oft nur mit professioneller Hilfe und viel Geduld zu bewältigen. Das Schlimme daran ist, dass wir hier rückwirkend nicht mehr viel ändern können. Schuldzuweisungen und ein Hadern mit der eigenen Kindheit, machen die Sache nicht leichter und da Liebe ja bekanntlich ein Gefühl ist, kommen wir einem Mangel davon nicht mit unserem Verstand oder unserer blossen Willenskraft bei.
Fakt ist:
Zu wenig Liebe in Kinderjahren kann unser emotionales Immunsystem für den Rest unseres Lebens schwächen. Die Folgen davon sind in den folgenden 7 Anzeichen besonders deutlich zu erkennen.
💡Anzeichen 1
Erwachsene, die als Kind zu wenig Liebe erfahren haben, fühlen sich oft als Aussenseiter. Lange Zeit können sie sich diesen Umstand überhaupt nicht erklären, es scheint fast immer so, als ob sie das Kuckuckskind in einem fremden Nest sind. Schule, Freunde, Job und sogar die eigene Familie schaffen es nicht, ihnen das Gefühl von Zugehörigkeit und totaler Akzeptanz zu vermitteln. Der Grund dafür: Wer als Kind nicht bedingungslos geliebt wurde, wird immer unbewusst auf der Suche nach Bedingungen sein, die diesen Umstand möglich machen. Diese Menschen sind praktisch niemals in der Lage, sich einem sozialen Umfeld hinzugeben und sich fallen zu lassen.
Es kommt ihnen so vor, als ob sie lebenslang unsichtbare Kriterien erfüllen müssten, die niemals jemand tatsächlich an sie gestellt hat. Diese Unsicherheit ist allgegenwärtig und manchmal fühlen sie sich wie eine isolierte menschliche Insel auf dem gesellschaftlichen Festland.
💡Anzeichen 2
Die Furcht vor Zurückweisung ist immer da. Beziehungspflege für Menschen, die als Kind nicht ausreichend mit Zuwendung bedacht wurden, ist wie ein ständiger Tanz auf dünnem Eis. Sie rechnen immer damit, abgewiesen und zurückgestossen zu werden, wenn sie den Erwartungen anderer nicht zu 100% genügen. Falls in der Kindheit Liebe als emotionale Erpressung missbraucht wurde, kann dieser antrainierte Mechanismus leider Langzeitwirkung zeigen. Das besonders tragische dabei ist die Angst vor Zurückweisung. Sie ist nicht nur auf den privaten Bereich beschränkt, sie hindert diese Menschen auch daran sich beruflich dorthin zu entwickeln, wofür ausreichend Potential vorhanden wäre. Wer nie jemanden hatte, der an ihn glaubt, wird sich mit dem Durchstarten im späteren Leben viel schwerer tun. Das Scheitern wird immer naheliegender erscheinen, als ein Erfolg.
💡Anzeichen 3
Sich anderen Menschen zu öffnen, fällt nicht leicht. Wer ständig auf der Hut nach unsichtbaren Fallstrikken ist, wird sich hüten, sich anderen Menschen allzu leicht zu öffnen. Ein gesundes Mass an Skepsis fremden Menschen gegenüber ist sicher grundsätzlich klug und angezeigt. Wer als Kind jedoch keine grenzenlose Bestätigung erleben durfte, wird zwischenmenschliche Begegnungen immer als Risiko einstufen. Diese Vorsicht macht diese Menschen unnahbar und distanziert ,auch wenn sie es vielleicht gar nicht sein möchten. Solche Schutzmechanismen irgendwann abzulegen, ist ausserordentlich schwer.
💡Anzeichen 4
Angst ist ein ständiger Begleiter. Eine stabile und glückliche Kindheit kann als Fundament für das spätere Leben gar nicht hoch genug geschätzt werden. Umso schwerer haben es Menschen, denen dieses Geschenk verwehrt wurde. Wer Beziehungen nur als fragiles Konstrukt kennt, das jederzeit und ohne Grund in die Brüche gehen kann, wird ängstlich und verunsichert durch sein Leben gehen. Es Bedarf zahlreicher positiver und glücklicher Erfahrungen, um dieser diffusen Angst ein wenig beizukommen. Sie manifestiert sich aber nicht nur im privaten und zwischenmenschlichen Bereich. Angstzustände sind häufig Symptome traumatischer kindheitserlebnisse. Verlust, Missbrauch, Angriff auf Körper und Seele hinterlassen tiefe Spuren. Und nochmal Vertrauen zu fassen, fällt schwer. Wer Vertrauen nicht von klein auf gelernt hat oder schlimmer noch, gelernt hat, dass Misstrauen der einzige sichere Weg ist, wird sich später natürlich umso schwerer damit tun. Verletztes oder missbrauchtes Vertrauen hinterlässt tiefe Wunden in uns. Selbst, wenn hier irgendwann klärende Gespräche mit den Eltern stattfinden würden, oder spätere Einsicht angeboten wird, der Schaden der bereits angerichtet wurde, kann meistens nicht wieder rückgängig gemacht werden. Davon betroffen ist später nicht nur unser Liebesleben und unsere Partnersuche. Ein wenig Vertrauen ist die Basis jeder zwischenmenschlichen Interaktion, die glücken soll. Chronisches Misstrauen erzeugt einen echten Domino-Effekt, der früher oder später alle Bereiche unseres Alltags tangiert.
💡Anzeichen 5
Gesunder Egoismus verursacht Schuldgefühle. Wer sich nie gewohnt war, im Mittelpunkt zu stehen und Prinzessin oder Prinz für Eltern und Grosseltern zu sein, wird sich schwer damit tun, im Leben die Hauptrolle übernehmen zu wollen. Rein rational betrachtet, wäre es für das eigene Selbstwertgefühl aber von enormer Wichtigkeit, ab und zu ein wenig auf den Putz zu hauen und sich in den Vordergrund zu stellen. Das klingt leider einfacher, als es wirklich ist. Die Angst, mit einem solchen Verhalten Missgunst und Ablehnung zu erzeugen, ist nicht ganz so einfach abzuschütteln.
💡Anzeichen 6
Grenzen setzen: Fehlanzeige. Der Wunsch, geliebt zu werden, kann Menschen dazu bringen alles und noch mehr zu geben. Sie tendieren häufig dazu, sich für andere förmlich aufzuopfern und bis zur Erschöpfung für sie da zu sein. In der Hoffnung endlich Zuneigung und Wertschätzung als Gegenleistungen zu erhalten. Diese grenzenlose Verfügbarkeit öffnet aber nicht nur Missbrauch Tür und Tor, es wird das Defizit der Kindheit und Jugend auch nicht ausgleichen können. Eine Liebe, die auf einem Gegengeschäft beruht, ist keine echte Liebe. Wer hier im Hamsterrad gefangen ist, kann den Fluch, der Kindheit zu entkommen, nicht besiegen. Jene Form von Zuwendungen, die wir ohne Absicht und ohne Hintergedanken bekommen sollten, werden wir so nicht erhalten.
💡Anzeichen 7
Beziehungsmuster der Kindheit leben weiter. Die Vorbildwirkung des Familienlebens unserer Kindheit für unser Eigenes, geben diese Menschen weiter. Es ist nicht zu unterschätzen, wie viele toxische Beziehungen die Erwachsenen später deshalb durchmachen. Diese haben ihren Ursprung in ganz ähnlichen Mustern wie die, die sie als Kinder und Jugendliche für selbstverständlich hielten. Nicht selten neigen insbesondere Frauen, die als Mädchen Gewalt und Missbrauch erleben mussten dazu, sich solche Männer als Partner zu suchen. Umgekehrt tendieren Männer, die von narzisstischen und manipulativen Müttern grossgezogen wurden dazu, Frauen mit ähnlichen Charakterzügen als Partnerin zu wählen. Das Problem dabei ist die intensiv prägende Vorbildwirkung, die frühkindliche Erfahrungen auf uns haben. Selbst wenn wir später wissen, dass diese Mechanismen falsch waren, wird unser Verstand nicht so leicht über unser Gefühlsleben siegen können. Es fällt uns schwer, uns etwas anderes vorzustellen als das, was wir jahrelang als Realität täglich vorgelebt bekamen.
Das Fazit: Lieblose Kindheit - lieblose Erwachsene? Die moderne Psychologie geht davon aus, dass Menschen 5 positive Erfahrungen benötigen, um eine negative auszugleichen. Diese Quote erscheint uns in Sachen Beziehungen, wenn wir als Kinder zu wenig geliebt wurden, vielleicht sehr hoch. Ein Ding der Unmöglichkeit ist dieses 5 zu 1 Verhältnis aber nicht. Darüber hinaus ist das Verarbeiten emotionaler Traumata sehr individuell. Manchen Menschen gelingt es ganz gut, einen Strich unter das Thema Kindheit zu ziehen und es selbst besser zu machen. Leider schaffen es nicht alle und sie geben den Stab der Distanziertheit nahtlos an die nächste Generation weiter. Einen Vorwurf kann man diesen Menschen nicht machen. Wer den Funken der Liebe nie entzünden durfte, kann ihr Licht nicht weitergeben. Doch mit dem Bewusstsein, dass diese Anzeichen dafür sprechen, kann Licht ins Dunkel gebracht werden und mit dem Verarbeiten dieser Tatsachen kann ein neuer Re-Boot in Sachen Liebe und Beziehungen stattfinden.
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Alles Liebe & Gute für Dich,
Isa
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